Helicobacter pylori - DocCheck Flexikon (2024)

Englisch: Helicobacter pylori

Inhaltsverzeichnis

  • 1 Definition
  • 2 Morphologie
  • 3 Stoffwechsel
  • 4 Genom
  • 5 Pathogenese
  • 6 Krankheitsbilder
  • 7 Diagnostik
    • 7.1 Invasive Testverfahren
    • 7.2 Nichtinvasive Testverfahren
      • 7.2.1 Helicobacter-pylori-Antigen im Stuhl
      • 7.2.2 Helicobacter-pylori-Antikörper im Serum
        • 7.2.2.1 Material
        • 7.2.2.2 Referenzbereich
        • 7.2.2.3 Interpretation
  • 8 Therapie
  • 9 Quellen
  • 10 Literatur

Definition

Helicobacter pylori, kurz H. pylori oder HP, ist ein gramnegatives Stäbchenbakterium mit lophotricher Begeißelung aus der Gattung Helicobacter.

Morphologie

Die Zellen sind stäbchenförmig mit spiralförmig gewundener Oberfläche. Sie haben einen Durchmesser von 0,5 µm und eine Länge von rund 3 µm. Der Erreger ist motil. Zur Fortbewegung nutzt er 4-6 Flagellen, die büschelförmig polar angeordnet sind. Sie sind aus den Flagellinen FlaA und FlaB aufgebaut.

Helicobacter pylori verfügt über verschiedene Membranprotein-Familien, vor allem über Adhäsine, daneben über Porine, Eisentransporter und Geißelproteine. Wie bei anderen gramnegativen Erregern besteht die äußere Membran aus Phospholipiden und Lipopolysacchariden (LPS).

Der Mikroorganismus kann durch unterschiedliche Färbungen dargestellt werden, u.a. durch die Gramfärbung, die Giemsa-Färbung und die HE-Färbung sowie durch Acridinorange.

Stoffwechsel

Helicobacter pylori ist mikroaerophil und bevorzugt Umgebungen mit geringem Sauerstoffgehalt. Die Energiegewinnung erfolgt durch Hydrogenasen, die molekularen Wasserstoff (H2) oxidieren. Darüber hinaus verfügt der Erreger über diverse andere Enzyme wie Oxidase, Katalase und Urease.

Genom

Das Genom verschiedener Helicobacter-pylori-Stämme wurde vollständig sequenziert. Es besteht aus etwa 1,7 Millionen Basenpaaren und mehr als 1.500 Genen. Das Pangenom von 30 verschiedenen Stämmen kodiert rund 2.000 Proteinfamilien, von denen etwa die Hälfte in allen 30 Stämmen nachweisbar ist.

Die gegenwärtigen Genomstudien (2021) konzentrieren sich auf die Gene, welche die Pathogenität des Erregers bestimmen. Als wahrscheinliche Pathogenitätsinsel (PAI) wurde eine 40 kb lange Gensequenz mit etwa 30 verschiedenen Genen identifiziert. Eines dieser Gene ist das cagA-Gen, das ein relevantes Virulenzprotein von Helicobacter pylori kodiert. Es besteht aus 1.186 Aminosäuren. Stämme mit cagA-Gen können Ulzera auslösen.

Die cag-Pathogenitätsinsel fehlt bei Patienten, die asymptomatische Wirte von Helicobacter pylori sind. Wahrscheinlich wurde sie durch horizontalen Gentransfer von einer anderen Bakterienspezies erworben.

Pathogenese

Helicobacter pylori kommt fast ausschließlich beim Menschen vor. Nach der Übertragung auf fäkal-oralem Weg erfolgt die Kolonisation und Infektion der Magenschleimhaut.

Auch bei Tieren (z.B. Hunden und Katzen) können Helicobacter-Spezies nachgewiesen werden, u.a. Helicobacter felis, Helicobacter bizzozeronii und Helicobacter bilis. Hier ist allerdings bisher ungeklärt, ob die Besiedlung des Magens zu Erkrankungen führt.[1]

Wichtige Pathogenitätsfaktoren sind:

  • starke Beweglichkeit
  • Adhärenz an Oberflächenzellen des Magens
  • Urease
  • vakuolisierendes Zytotoxin
  • Lipid A (Bestandteil von LPS)

Krankheitsbilder

Mit Helicobacter pylori assoziierte Krankheitsbilder sind:

  • chronische Typ-B-Gastritis (mit oder ohne Symptome)
  • Duodenalulcus, seltener Magenulcus
  • chronische, atrophische Gastritis, aus der sich u.U. ein Adenokarzinom des Magens entwickeln kann, das sich meistens distal befindet
  • Magenlymphom (MALT-Lymphom)

Antral kommt es häufig zu einer Entzündung und im Corpus zu einer gesteigerten Säureproduktion.Protektive Wirkungen von Infektion mit Helicobacter pylori bezüglich der Entwicklung einer gastrooesophagealen Refluxkrankheit bzw. des Barrett-Ösophagus werden diskutiert.

Diagnostik

Zur klinischen Diagnostik einer Helicobacter-pylori-Infektion steht ein breites Spektrum an invasiven und nichtinvasiven Testverfahren zur Verfügung. Bei Verdacht auf eine durch Helicobacter pylori hervorgerufene Erkrankung (z.B. chronische Gastritis) empfiehlt sich die Durchführung einer Gastroskopie mit Entnahme von Biopsien aus Antrum und Corpus des Magens. Zusätzlich werden Testverfahren eingesetzt, die dem Nachweis einer aktuellen Infektion mit HP dienen.

Die Auswahl des Testverfahrens sollte nach der klinischen Indikation erfolgen und die Abwägung von Risiken, Kosten und Zeitaufwand beinhalten.

Invasive Testverfahren

Als invasive Testverfahren bezeichnet man Verfahren, die im Rahmen einer Gastroskopie durchgeführt werden. Hierzu zählen:

  • Kultureller Nachweis von HP aus dem Magenbiopsat (Spezialnährmedium bei 37°C)
  • Histopathologischer Nachweis von HP aus dem Magenbiopsat
  • PCR zum Nachweis von Erreger-DNA aus dem Magenbiopsat
  • Durchführung eines Urease-Schnelltests während der Gastroskopie

Laut den Handlungsempfehlungen der S2k-Leitlinie von 2016 wird das Anfertigen einer Kultur und der Nachweis mittels PCR nur bei der Frage nach Resistenzen empfohlen.

Nichtinvasive Testverfahren

Alternativ oder zusätzlich zur endoskopischen Diagnostik können nichtinvasive Testverfahren durchgeführt werden. Dies kann beispielsweise bei kontraindizierter Gastroskopie oder uneindeutigen Befunden der invasiven Diagnostik notwendig sein:

  • Durchführung eines 13C-Atemtests
  • serologischer Nachweis von Helicobacter-pylori-Antikörpern
  • Nachweis von Helicobacter-pylori-Antigen im Stuhl

Helicobacter-pylori-Antigen im Stuhl

Der Stuhl-Antigentest auf Helicobacter pylori ist eine Alternative zum 13C-Atemtest. Bei ähnlicher Sensitivität und Spezifität (85 bis 95% für beide Verfahren) hat der Antigentest gegenüber dem Atemtest die Vorteile, dass er bei jeder Patientengruppe durchgeführt werden kann (keine Mitarbeit des Patienten nötig) und deutlich einfacher auszuwerten ist.

Mögliche Indikationen eines Antigentests sind:

  • Kontrolluntersuchung nach Helicobacter-pylori-Eradikationstherapie (mindestens vier Wochen abgeschlossen)
  • Ausschluss einer Reinfektion bei gastroskopisch gesichertem Ulcus duodeni
  • Kontraindizierte Gastroskopie (z.B. bei Blutgerinnungsstörungen)
  • Verdacht auf eine Helicobacter-pylori-Infektion bei Kindern
  • Erregernachweis bei uneindeutigen diagnostischen Befunden (serologisch oder gastroskopisch)

Helicobacter-pylori-Antikörper im Serum

Die Bestimmung von Antikörpern gegen Helicobacter pylori kann helfen, eine aktuelle (akute oder chronische) Infektion mit Helicobacter pylori nachzuweisen. Da die Antikörper nach einer Infektion lange persistieren, ist eine Unterscheidung zwischen aktueller oder durchgemachter Infektion oft schwierig.

Der Antikörpernachweis gelingt mittels ELISA (Suchtest) und Immunoblot (Bestätigungstest).

Material

Für die Untersuchung wird 1 ml Serum benötigt.

Referenzbereich
AntikörperklasseErgebnis
IgG + IgA (ELISA)negativunter 20 U/l
grenzwertig positiv20 bis 30 U/l
positivüber 30 U/l

Beim Nachweis von IgG-Antikörpern im ELISA erfolgt die Bestätigung mittels Immunoblot.

Interpretation

Für ein akutes Geschehen sprechen hoch-positive IgA-Werte sowie ein Anstieg der IgG-Werte innerhalb von zwei Wochen.

Bei einer chronischen Infektion zeigen sich vornehmlich positive IgG-Antikörper.

Therapie

Die Behandlung erfolgt unter anderem mit einer Bismut-Quadrupeltherapie oder einer Triple-Therapie. Hierbei empfiehlt die aktuelle Leitlinie (Stand 2022) zur Eradikation als Erstlinientherapie die Bismut-Quadrupeltherapie und die Triple-Therapie erst im Rahmen der Zweitlinientherapie.

Bei der Bismut-Quadruple-Therapie werden Tetracyclin, Metronidazol, Bismutsalz und Protonenpumpeninhibitoren (PPI), wie beispielsweise Pantoprazol, gegeben. Die Therapiedauer beträgt mindestens 10 Tage.[2]

Die Triple-Therapie erfolgt entweder nach dem französischen oder italienischen Schema:

  • Französisches Schema: Amoxicillin, Clarithromycin, PPI
  • Italienisches Schema: Metronidazol, Clarithromycin, PPI

siehe auch: Helicobacter-pylori-Eradikation

Quellen

  1. Mulchandani et al. Detection of Helicobacter Species from Dog Stomachs. Research and Reviews: Journal of Veterinary Science and Technology; 2013
  2. Pharmazeutische Zeitung - Therapie nach Resistenzlage, abgerufen am 04.04.2022

Literatur

Helicobacter pylori - DocCheck Flexikon (2024)

FAQs

What does a positive H. pylori stool test mean? ›

A negative (normal) H. pylori test result means that you probably don't have an H. pylori infection. Your provider may order more tests to find out the cause of your symptoms. A positive test result means that you have an H. pylori infection.

What does it mean if you have Helicobacter pylori? ›

H. pylori is a type of bacteria that infects your stomach. It attacks your stomach and the first part of your small intestine (duodenum). This can cause redness and swelling (inflammation). Many people with the bacteria won't have any symptoms. It can cause open sores called peptic ulcers in your upper digestive tract.

Is Helicobacter pylori infection a STD? ›

pylori may be transmitted via the act of fellati* in the urethra. Further research is required to explore the role of H. pylori in sexually transmitted urethritis.

What does a positive H. pylori antibody test mean? ›

A positive H. pylori stool antigen, breath test, or biopsy indicates that your signs and symptoms are likely caused by a peptic ulcer due to these bacteria. Treatment with a combination of antibiotics and other medications will be prescribed to kill the bacteria and stop the pain and the ulceration.

What are three symptoms of an H. pylori infection? ›

Symptoms
  • An ache or burning pain in your stomach (abdomen)
  • Stomach pain that may be worse when your stomach is empty.
  • Nausea.
  • Loss of appetite.
  • Frequent burping.
  • Bloating.
  • Unintentional weight loss.

What happens if you are positive for H. pylori? ›

If you have an H. pylori infection, you have an increased risk for stomach cancer later in life. If you have a strong family history of stomach cancer and other cancer risk factors, even though you may not have symptoms of a stomach ulcer, your healthcare provider may recommend being tested for H. pylori antibodies.

Can you ever get rid of Helicobacter pylori? ›

You can treat the symptoms of an H. pylori infection with antibiotics, proton pump inhibitors (PPIs), and H-2 blockers. Treatment takes about 2 weeks. Once the bacteria are gone, there's little chance the infection will return if you follow good hygiene practices.

What do bowel movements look like with H. pylori? ›

If you have an active ulcer due to an H. pylori infection, you might have blood in your stool. In most cases, the blood appears very dark — almost black. Your stools might have a tarry appearance or consistency. If you have bloody stools, you should call our office right away so we can get any bleeding under control.

How do you fix Helicobacter pylori? ›

H. pylori infections are usually treated with at least two different antibiotics at once. This helps prevent the bacteria from developing a resistance to one particular antibiotic. Treatment may also include medications to help your stomach heal, including: Proton pump inhibitors (PPIs).

Should I stay away from someone with H. pylori? ›

H. pylori is contagious and is most likely primarily transmitted through person-to-person contact. Early diagnosis and treatment are essential for managing H. pylori infection and preventing complications such as peptic ulcers and stomach cancer.

Can I catch H. pylori from my husband? ›

pylori could be transmitted between spouses. Most married couples demonstrate little concordance of bacterial strain as typed by molecular techniques and treated patients are seldom re-infected by their untreated infected spouses.

What happens if H. pylori goes untreated? ›

Long-term infection with Helicobacter pylori could potentially lead to asymptomatic chronic gastritis, chronic dyspepsia, duodenal ulcer disease, gastric ulcer disease, or gastric malignancy, including both adenocarcinoma and B-cell lymphoma.

Does H. pylori go away by itself? ›

Once H. pylori colonises the gastric mucosa, it can persist for a lifetime, and it is intriguing why our immune system is able to tolerate its existence. Some conditions favour the persistence of H. pylori in the stomach, but other conditions oppose the colonisation of this bacterium.

Will I lose weight after H. pylori treatment? ›

Following the complete removal of H. pylori, the secretion of ghrelin increases, leading to an augmented appetite and subsequent weight gain (Francois et al., 2011).

Does H. pylori show up in blood work? ›

Blood tests for H pylori can only tell if your body has H pylori antibodies. It cannot tell if you have a current infection or how long you have had it. This is because the test can be positive for years, even if the infection is cured.

How do you treat a positive H. pylori test? ›

H. pylori infections are usually treated with at least two different antibiotics at once. This helps prevent the bacteria from developing a resistance to one particular antibiotic. Treatment may also include medications to help your stomach heal, including: Proton pump inhibitors (PPIs).

Does a positive H. pylori test mean you have an ulcer? ›

H. pylori tests detect whether you have H. pylori infection — a major cause of stomach ulcers and peptic ulcer disease. Four tests can detect signs of the bacteria: breath (urea) tests, stool tests, blood tests and upper endoscopy tests.

How long does H. pylori stay positive in stool? ›

Patients can test positive for months to years after eradication, making it difficult to discern if it is a current or past infection.

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Author: Fredrick Kertzmann

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Job: Regional Design Producer

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