Nur mit dir - A walk to remember (2024)

Kritik

Nicholas Sparks, Großmeister der herzzerreißenden Love Story, gehört momentan zu den erfolgreichsten Romanautoren der Welt, und so war es nur eine Frage der Zeit, bis auf die erste Sparks-Verfilmung, den Kevin Costner-Tränenschocker "Message in a Bottle", die nächste Adaption folgen würde. Mit "A walk to remember" ist diese nun hier, und weil die Protagonisten dieser Geschichte Jugendliche sind, schaffen die Macher von "A walk to remember" etwas, was es im Teenie-Genre eigentlich nicht mehr gibt: Eine gnadenlos romantische und durch und durch ehrliche Schnulze.
Ihr 18-jähriger Held scheint anfänglich jedoch aus einem beliebigen, auf reine Oberflächlichkeiten ausgerichteten Teenie-Streifen zu stammen: Landon Carter (Shane West) ist die Art smarter Typ, dessen unnahbare Coolness ihm zum heimlichen Idol der ganzen Schule macht, der allerdings hinter seiner aufgesetzten Unbekümmertheit die latente Angst vor einer planlosen Zukunft versteckt. Als es bei einem fehlgeschlagenen Streich seiner Clique zu einem Unfall kommt, wird Landon von seiner Schuldirektorin als Strafe eine Extra-Ladung Sozialprogramm verpasst: Samstags soll er lernbehinderten Kindern Nachhilfe geben, und sich zudem an der neuen Theaterproduktion des Drama-Clubs beteiligen. An beiden Orten begegnet er Jamie Sullivan (Mandy Moore), die zwar schon ihr Leben lang auf die selben Schulen geht wie er, aber schon genauso lang als uninteressante Außenseiterin abgestempelt ist, aus einfachen Gründen: Jamie ist nett, intelligent, verständnisvoll und hilfsbereit, macht all die Dinge mit Freude, die für Landon eine Strafe darstellen, und kümmert sich so wenig um Oberflächlichkeiten, dass es ihr egal ist, wenn andere Leute über ihre langweiligen Klamotten Witze machen. Jamie ist uncool aus Überzeugung, und so kostet es den um seinen Status bangenden Landon einige Überwindung, sie um Hilfe beim Üben für das Theaterstück zu bitten, für das ihm die Hauptrolle aufgedrückt worden ist. Sie ist bereit zu helfen, unter einer Bedingung: "Versprich mir, dich nicht in mich zu verlieben." Kein Problem, daran hat Landon schließlich ohnehin kein Interesse.

Dass sich das im weiteren Verlauf ändert, ist natürlich absehbar, dass man dabei aber ohne Vorbehalte mitfühlen kann ist das Besondere an "A walk to remember". Eine Lovestory, die in ihrem Glauben an Liebe und Romantik so ehrlich und aufrichtig ist, ist gerade im mainstreamigen Hollywood-Kino eine absolute Seltenheit, wo man für gewöhnlich nur kalkulierten und durchschaubaren Schund wie "Sweet November" serviert bekommt. Dabei ist es wohl vor allem die Vorgabe von Sparks' Roman, die hier für die entscheidenden Kleinigkeiten sorgt, und bei der Gestaltung von Charakteren mithilft, die weitaus komplexer und genauer konstruiert sind, als es die Bemühungen der meisten Drehbuchautoren ergeben. Es ist schlichtweg unmöglich, dass sich Landon nicht in Jamie verliebt, weil es schlichtweg unmöglich ist, sich nicht in Jamie zu verlieben: ein Mensch von solcher Überzeugungskraft, Ambition und Reinheit kann es nur im Film (oder eben im Buch) geben: einfach zu wundervoll, um wahr zu sein.
Neben dem unverhohlenen und altmodischen Bekenntnis zu purer Romantik ist das überraschendste an "A walk to remember" die Hauptdarstellerin Mandy Moore, eigentlich eine der im Fahrwasser von Britney Spears nach oben gespülten amerikanischen Pop-Prinzessinnen. Den Film deswegen in einen direkten Vergleich zum Spears-Vehikel "Not a girl" zu stellen ist allerdings schon fast unsinnig, denn während letzterer ein vollständig auf Spears zugeschnittenes Star-Projekt war, dem an einer ernsthaften Story ohnehin nicht gelegen war, verschwindet Moore erfolgreich und beeindruckend in ihrem Charakter und stellt sich in den Dienst einer Geschichte, die sie ganz bewusst nicht aufgrund ihres Äußeren zu verkaufen versucht. Denn wer hier eine weitere Variation des "Hässliches Entlein"-Motivs á la "Eine wie keine" wähnte, sieht sich getäuscht: Nur einmal putzt sich Moore's Figur heraus, und da dies für die Theateraufführung geschieht, hat das sogar Sinn und Zweck. Ansonsten wird sie konsequent in weiten, geradezu langweilig braven Kleidern gehalten, wodurch "A walk to remember" wieder entscheidend punktet: Denn hier geht es nicht um die Verzauberung der Außenseiterin in eine präsentierbare Ballschönheit, sondern um die Verzauberung des "In-crowd"-Anführers in einen aufrichtig Liebenden. Moore erweist sich in ihren eintönigen, unspektakulären Outfits als ein Mensch von natürlicher Schönheit, die auch ohne Make-up und Designer-Fummel zu faszinieren und verzaubern weiß. Ob das ihren Außenseiter-Status tatsächlich glaubwürdig macht, ist diskutabel, es ist aber auf jeden Fall schön anzusehen, dass ein sonst so stark von einem auffälligen Auftreten abhängiger Star hier bereit ist, die eigene Natürlichkeit sprechen zu lassen, um die Natürlichkeit des Charakters glaubwürdiger zu machen.
"A walk to remember" schwimmt ganz bewusst und mit Mut zum Risiko gegen den Strom der schöngefärbten und oberflächlichen Teenie-Stories unserer Tage, und seine konsequente Treue zu purer Romantik verdient Bewunderung, dürfte aber für viele nur schwer zu schlucken sein. Denn bei wem die langsame Annäherung von Landon und Jamie schon unter schnulzig abgelegt wird, der dürfte nach der entscheidenden Plot-Wende gar nicht mehr können. Denn es gibt noch einen weitaus bedeutenderen Grund als die Tatsache, dass sie die Tochter des örtlichen Priesters ist, weshalb Jamie anfangs das Versprechen verlangt, Landon solle sich nicht in sie verlieben. Wer jedenfalls tendenziell dazu neigt, bei besonders gefühlsduseligen Momenten mit einer ironischen Bemerkung abzuwinken und sich über die Tränen in den Augen anderer Leute zu amüsieren, ist hier definitiv falsch aufgehoben. "A walk to remember" ist ein Tränenschocker in Reinkultur, und deshalb so gut in dem, was er tut, weil er idealistisch und ehrlich und deshalb glaubwürdig ist. Wem sehr viel pure Emotion aber eindeutig zu viel ist, bleibt besser zuhause.

Der Film hat seine Fehler - so konnten die Macher natürlich nicht der Versuchung widerstehen, für Mandy Moore eine Gesangsnummer einzubauen, die für ihren dürftigen dramaturgischen Nutzen deutlich zu lang ausfällt - doch diese sind klein, wenig und verzeihbar, vor allem einer fast schon überlebensgroßen Lovestory, die ihre Zuschauer nicht manipulieren, sondern aufrichtig mitfühlen lassen will. Und das gelingt. "A walk to remember" gehört zu den selten gewordenen Perlen sowohl im Romanzen- als auch vor allem im Teenie-Genre, und hat sich jede Träne redlich verdient, die sein hemmungslos heulendes Publikum vergießen wird.